Beat Weisskopf

 

Schnitzelbänke

 

Essen und Schlafen

 

Zuhause hatten wir unsere Körper ertüchtigt

Doch die Muskeln haben sich schnell verflüchtigt

 

Denn bei dem vielen Schlaf und üppigen Essen

Waren die hochgesteckten Ziele rasch vergessen

 

Die Teller zu füllen war nicht schwer

Sie wieder zu leeren am Anfang sehr

 

Zuerst ging’s zu Werke mit Messer und Gabel

Am Ende mit den Fingern direkt zum Schnabel

 

Ab Beginn achteten wir auf Linie, Po und die Falten

Zum Schluss konnten wir unsere Gier kaum zurück mehr halten

 

Nach dem Mahl ging’s mit allerlei Geräuschen zu Bette

Um bis am nächsten morgen zu schnarchen um die Wette

 

Die Pause zum Frühstück erduldeten wir brav

Im Bus ging’s dann weiter mit dem Schlaf

 

Acht Stunden Dösen und Gähnen

Das Mittagessen sei ergänzend zu erwähnen

 

Was wollen wir werden so dünn und so schlank?

Angenehmer ist’s doch bei gut Speis und viel Trank

 

So ging’s dann drei Wochen ohne Pause

Abnehmen können wir schliesslich wieder zuhause


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Trinken

 

Auf der Reise mussten wir kurz nur winken

Schon gab’s eine neue Flasche für uns zum Trinken

 

Die Auswahl doch war etwas spärlich

Aber deshalb umso mehr gefährlich

 

Vom schaumigen Gerstensaft

Tranken wir jedes Mal massenhaft

 

Auch vom Wodka gab’s stets einen kräftigen Schluck

Einigen gab dies dann den letzten Ruck

 

Andere wurden darob sehr gesellig

Am Tag darauf im Bus dann wellig

 

Die Hitze brachte uns schon bald zum Schwitzen

Nur mit Mühe konnten wir im Trockenen noch sitzen

 

 

Nach Wasser schrieen wir jetzt voller Qual

Doch leider hatten wir keine Wahl

 

Zum Trinken gab es nur Gebranntes

Und dazu noch Artverwandtes


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Geduld

 

Unterwegs mussten wir oft in Geduld uns üben

Selten ging’s so schnell wie in Europa drüben

 

Denn die Russen kennen keine Eile

Sie mögens gemütlich und mit Weile

 

Viktor hat viele Bekannte getroffen

Bei diesen Gelegenheiten wurde auch gesoffen

 

Wir durften dann für Stunden warten

Zum Trost gab’s Tomaten aus dem Garten

 

Kamen wir zu spät bloss eine Viertelstunde

Gab’s eine böse Schelte in die Runde

 

Geduldig waren wir auch bei anderen Gelegenheiten

Die ab und zu Sorgen uns bereiten

 

Auf den langen Fahrten durch den Wald

Gab’s nämlich selten einen erlösenden Halt

 

War’s dann endlich mal so weit

Lächelte Guidos Mund ganz breit

 

Er hob Stimme und Augenbrauen

„Links die Mädels, rechts die Frauen“


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Der Bär

 

Eva, Betty, Andrea und Klaus

Hielten es jeweils am längsten aus

 

Doch der Abend am Tolbatschnik am Lagerfeuer

Wurde für die Trinkfesten zum Abenteuer

 

Denn zur gleichen Zeit in vorgerückter Stunde

Drehte ein pelziger Genosse seine Runde

 

Es roch nach Wodka und nach Bier

So dachte sich das wilde Tier

 

Ein guter Ort um sich zu setzen

Und begann die Krallen sich zu wetzen

 

 

Als unsere Freunde das Ungetüm erblickten

In der Dämmerung sie darob erschrickten

 

Der Bär schaute durstig in Richtung der Vier

Sein Drang wurde grösser und zu nahm die Gier

 

Knapp 20 Meter lagen dazwischen

Genügt das, um dem Tod zu entwischen?

 

Unbemerkt vom Feind auf leisen Sohlen

Schlich Eva zum Bus um Hilfe zu holen

 

Nachdem sie Ulli die Gefahr hat verkündet

Hat dieser sogleich das Feuerwerk gezündet

 

Der Bär hätte in Ruhe gern gegessen und getrunken

Aber nun hat’s plötzlich geknallt und gestunken

 

Zuerst begann er laut zu knurren

Um dann verdrossen etwas zu murren

 

Er getraute sich nicht mehr es zu wagen

Und zog schliesslich davon mit leerem Magen


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Die Mücken

 

Was ich Euch erzählen will, ist keine Mär

Die Mücken waren blutrünstiger als der wilde Bär

 

Es sei die schlimmste Plage schon seit Jahren

Die Viecher fielen über uns in Scharen

 

Sie stürzten sich auf unsere Leiber

Laut Ulli sind es nur die Weiber

 

Sie taten etwas weh, die vielen Stiche

Dem Geheimnis kamen wir schliesslich auf die Schliche

 

Auf Kamtschatka sind die Frauen nicht so dumm

Dagegen hilft auch nicht das „Anti-Brumm“


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Die Insel

 

Das grösste Abenteuer galt es nun zu bestehen

Auf die einsame Insel soll die Reise nämlich gehen

 

Lange mussten wir warten auf das Boot

Die lästigen Viecher bissen uns halb tot

 

Im kühlen Container gab’s zum Trost viel Bier

Darob vergassen wir das böse Tier

 

Nach dem vierten Becher ging’s los im kühlen Fluss

Es dauerte nicht lange, wir kamen in Schuss

 

Der Motor begann zu streiken bei der Wende

Ist die Fahrt nun schon zu Ende?

 

Doch leider ging’s dann bald schon weiter

Auf der Insel wurde es besonders heiter

 

Die Bärenspuren bereiteten uns kaum Sorgen

Denn die Mücken stachen zu in wilden Horden

 

Ein grosses Feuer sollte Hilfe bringen

Doch dieses wollte nicht gelingen

 

Aber unser Wille war noch nicht gebrochen

Die Lunte jedoch hatten wir nicht gerochen

 

Als Ziel war nämlich vorgegeben

Eine ganze Stunde allein zu überleben


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Viktor

 

„Liebe Freunde, ihr müsst fragen“

Hört man Dich gar häufig sagen

 

Denn Du hast ein grosses Wissen

Dieses möchten wir nicht missen

 

Du besteigst die Vulkane wie eine Gemse

Trotz Mücken trittst Du selten auf die Bremse

 

Du konntest uns den Weg stets leiten

Immer gab’s was zu arbeiten

 

Für uns bist Du sogar durchs Feuer gegangen

Wir mussten gar ein wenig um Dich bangen

 

Die Folgen sind Dir nicht besonders gut bekommen

Trotzdem hast die Berge weiter Du erklommen

 

So sahen wir Mutnovski eins bis vier

Von Herzen wir alle danken Dir


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Kirill

 

War beim Wandern jemand zurückgeblieben

Hast Du diese Person den Berg hochgetrieben

 

Und den Letzten geholfen abzusteigen

Die nicht mehr mochten erlöst von den Leiden

 

Im Sicherheitsdienst musst Du auch aufpassen

Deshalb können wir uns auf Dich verlassen

 

 

Du kümmerst Dich um alles in einem fort

Für Unordnung im Bus bist Du stets besorgt

 

Und geht ausnahmsweise mal etwas in die Brüche

Erntest Du gleich die schlimmsten Sprüche


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Sergei

 

Du gibst Gas und das Fahrzeug rüttelt

Alle Passagiere werden durchgeschüttelt

 

Über Stock und Steine geht die Fahrt

Doch stets hast Du die Ruhe bewahrt

 

Hat der alte Bus mal seinen Dienst versagt

Warst Du darüber nie verzagt

 

Wir blieben nie lange im Regen stehen

Denn Du wusstest mit Werkzeug umzugehen

 

Unsere Reise ging wie das Leben weiter

Mal etwas mühsam, dann wieder heiter

 

Denn die liebe Zeit, die bleibt nie stehen

Neue Menschen kommen, andere gehen

 

So bist Du als Vater mit uns gestartet

Als Grossvater wirst Du zurückerwartet


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Ulli

 

Man sah Dich in Gummistiefeln und in Sandalen

Mit Kamera oder Zeichenblock zum Bildermalen

 

Du erzähltest über die Vögel und die Pflanzen

Fülltest mit Leckerem uns die Ranzen

 

Du weißt von den Menschen, wie sie leben

Wie nach ein wenig Glück sie streben

 

Auf Deine Weise hast Du es weit gebracht

Du hast Dein Leben zur Kunst gemacht

 

Manchmal ist Dir Dein Zelt davongeflogen

Dann bist Du eben weitergezogen

 

Auf der Beringinsel hast Du Stürme überstanden im Zelt

Wie ist sie doch grossartig, unsere Welt

 

Du weißt Dir zu helfen in allen Lebenslagen

Nun musst Du Dich mit hungrigen Touristen plagen

 

Beim Dichten hätten wir’s doch fast vergessen

Wir danken Dir für das herrliche Abendessen


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